Bernhard Setzwein
Theaterstück
Herausgegeben, kommentiert, erläutert und mit Materialien versehen von Hans-Peter Kirsta und Viola Ecker
Bamberger Texte für Bühne und Film Nr.6
Verlag: Otto-Friedrich-Uni / University of Bamberg Press
Taschenbuch
179 Seiten, 17,50 €
ISBN-13: 9783863095093
ISBN-10: 386309509X
Zwei Männer. Beide im Widerstand gegen das NS-Regime. Der eine Protestant, der andere Katholik, beide handeln aus tiefster christlicher Überzeugung. Beide landen im Chaos der letzten Kriegstage im KZ Flossenbürg. Der eine stirbt dort qualvoll am Strang, während der andere noch einmal in einen Gefangenentransport prominenter Häftlinge gerät, der schließlich in Südtirol von den Alliierten befreit wird. Der eine wird nach Kriegsende zum Mitbegründer der CSU und ihr erster Vorsitzender, der andere zu einer mythisch-überhöhten Heiligenfigur, zum Symbol für den Widerstand schlechthin – Dietrich Bonhoeffer und Josef Müller, genannt „der Ochsensepp“. Beide eint, dass der konkrete Mensch hinter der zum Symbol verklärten Figur verschwindet. Aber was, wenn sich diese Männer noch einmal träfen, in später, schon traumbereiter Nacht? In einer Zeit entscheidender Weichenstellungen, Ende 1945, in der Gründungsnacht der CSU? Was hätten der eine, dessen Schuld es war, überlebt zu haben, und der andere, der das Nachkriegsdeutschland nicht erleben durfte, sich zu sagen?
Der sechste Band der Reihe „Bamberger Texte für Bühne und Film“ (BTBF) präsentiert eine kommentierte und mit Materialien versehene Edition von Bernhard Setzweins Drama SPÄTER BESUCH – DIETRICH BONHOEFFER REDIVIVUS (UA 2016, Landestheater Oberpfalz). Das nachfolgend abgedruckte Stück ist als Auftragswerk für einen höchst ungewöhnlichen Spielort entstanden – die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Dort wurden am 9. April 1945, einen Monat vor dem Ende des Dritten Reichs, prominente Akteure des militärischen Widerstands gegen Hitler, unter ihnen der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer, auf eine besonders perfide Art und Weise hingerichtet.
Setzweins Theaterstück belässt es nun nicht bei der Erinnerung an diese Vorgänge, sondern beleuchtet auch deren Ursachen und Folgen. Indem es mit Bonhoeffer und Josef Müller zwei Weggefährten des politischen Widerstands nach Kriegsende auf eine kreative Art und Weise neuerlich zusammenführt, gewinnt es eine Figurenkonstellation, die es ermöglicht, im Dialog zwischen Ermordetem und Überlebendem Erinnerungen abzugleichen, Handlungsmotiven nachzufragen, individuelle und kollektive Schuldgefühle zu bearbeiten und aus Erfahrungen moralische und politische Konsequenzen zu ziehen. Zugleich ist seine Aufführung in der Gedenkstätte ein ,museologisches Experiment‘, insofern sie das dort aufbewahrte und ausgestellte Wissen mit den Methoden theatraler Vergegenwärtigung und Versinnlichung zu neuem Leben erweckt.
"Setzweins Text schafft es in seiner offensichtlichen Fiktionalität, dass das Publikum ihm in die Biografie des Mannes folgen kann. Denn er öffnet so die Tür zur Imagination. In Rückblenden wird nun von den letzten Tagen Bonhoeffers erzählt, immer am Dokumentarischen entlang, aber immer auch: Bühnenerzählung bleibend [...] Ja, es gibt vielleicht doch diese Kräfte, die einen Menschen zum Helden machen können, zeigt das Stück. Sie heißen Glaube und Liebe." (Landshuter Tagblatt, Landestheater Oberpfalz, Gedenkstätte Flossenbürg, Christian Muggenthaler, 12.04.2016)
"[...] aber vielleicht eröffnen Stücke wie Bernhard Setzweins "Später Besuch" ja eine neue Perspektive für die Nachgeborenen, und auch darauf dass die Vergangenheit einer Blitzentsorgung entgeht. Der nächtliche Dialog zwischen zwei NS-Widerständlern, den der in Ostbayern lebende Romancier und Dramatiker ersonnen hat, rührt tief an jene Schnittstellen unserer Geschichte, in denen es um die Kernfragen von Schuld, Verantwortung und Moral geht." (Mittelbayerische Zeitung, Landestheater Oberpfalz, Gedenkstätte Flossenbürg, 11.04.2016)
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